Endlich ist es wieder so weit! Das Ziel der Reise steht fest, die Lieblingsunterkunft ist gebucht. Es kribbelt schon im Bauch bei der Vorstellung, bald wieder die Koffer zu packen und einen spannenden, schönen und erholsamen Ort irgendwo auf der Welt aufzusuchen.
Um den Urlaub unbeschwert genießen zu können, gilt es jedoch für Diabetiker, einige Dinge im Vorfeld zu bedenken: angefangen vom sicheren Transport des Diabetikerbedarfs über die Zeitverschiebung bis hin zur Sprachbarriere und der Verfügbarkeit der verwendeten Insuline im Ausland. Auf Reisen ändert sich die gewohnte Routine des Diabetesalltags. Die Reise, die Anpassung an eine neue Zeitzone, andere Essgewohnheiten und ein anderer Tagesablauf beeinflussen den Blutzuckerspiegel und erfordern eine flexible Anpassung der Insulindosis.
Doch die richtige Vorbereitung ist alles, um auch mit Diabetes die eigene Reise nach nah und fern, zu Land, zu Wasser oder in der Luft zum ungetrübten Vergnügen werden zu lassen. möchte einen Beitrag zum sicheren und unbeschwerten Reisen leisten und informiert auf den folgenden Seiten über eine sinnvolle Reisevorbereitung für Diabetiker.
Diabetiker sind gut beraten, ihre Reisevorbereitungen mit besonderer Sorgfalt und Umsicht zu treffen. Auf Reisen bewegen sich Menschen anders als zu Hause, essen andere Nahrungsmittel und haben einen veränderten Tagesrhythmus. Deshalb sollten Diabetiker darauf achten, dass sich insbesondere bei Reisen in andere Zeitzonen der Insulinbedarf erhöhen oder verringern kann. Durch häufigere Blutzuckerselbstkontrollen können Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel überwachen. Mithilfe von Insulin können sie dann hohe Blutzuckerwerte korrigieren oder niedrige Blutzuckerwerte mithilfe schnell wirksamer Kohlenhydrate (z. B. Traubenzucker, Saft oder Cola) in den Zielbereich zurücksteuern. Es ist daher für Diabetiker zu empfehlen, auf Reisen doppelt so viel Insulin und Blutzuckersensoren mitzunehmen, wie für die Reisedauer eigentlich nötig wären.
Den Diabetikerbedarf (z. B. Medikamente, Insulin, Blutzuckersensoren), den Diabetiker täglich benötigen, sollte immer in ausreichender Menge im Handgepäck transportiert werden.
Es wird Diabetikern geraten, für die Reise Medikamente und Insulin über Bedarf einzupacken und das ärztliche Zertifikat zur Mitführung von Diabetikerbedarf, z. B. für die Sicherheitskräfte bei der Flughafenkontrolle, bereitzuhalten. Ganz wichtig: Verschiedene Verkehrsmittel wie Auto oder Flugzeug erfordern unterschiedliche Reisevorbereitungen.
Es ist wichtig, dass Diabetiker bei ihren Reisevorbereitungen daran denken, ihren gesamten Diabetikerbedarf so zusammenzustellen, dass er im Handgepäck transportiert werden kann. Im Frachtraum können Minustemperaturen herrschen, die das Insulin gefrieren lassen. Insulin sollte immer vor zu hohen und zu niedrigen Temperaturen (Temperaturschwankungen) geschützt werden, weil es sonst seine Wirkung verlieren kann.
Diabetiker dürfen auf Flugreisen Medikamente und Insulin im Handgepäck transportieren, wenn sie eine entsprechende ärztliche Bescheinigung mit sich führen.
Ein ärztliches Attest für Diabetiker in der Sprache des Reiselandes, welches das Mitführen von Insulin, Spritzen, Pens, Lanzetten, Medikamenten, Notfallmedikamenten etc. medizinisch begründet, erleichtert Diabetikern die Abwicklung der Sicherheitsvorkehrungen bei der Abreise und bei der Einreise in ein fremdes Land. Ein Vordruck für diese ärztliche Bescheinigung kann bei kostenlos angefordert und vor der Reise von dem behandelnden Arzt ausgefüllt werden.
Schon vor der Reise sollten sich Diabetiker bei ihrer Fluggesellschaft nach den aktuell geltenden Sicherheitsbestimmungen erkundigen.
In unserem Servicebereich steht eine Diabetes-Airline-Checkliste zur Verfügung. Sie zeigt alle Anforderungen und Diabetesservices der wichtigsten Fluggesellschaften auf einen Blick.
Bei den Reisevorbereitungen sollte bedacht werden, dass bei Flugreisen in den Westen (z. B. in die USA) die Tage länger werden und Diabetiker daher ihren (höheren) Insulinbedarf (der Reisetag wird länger) durch eine zusätzliche Basalinjektion abdecken müssen. Umgekehrt werden bei Flugreisen in den Osten (z. B. nach Thailand) die Reisetage kürzer. Daher empfiehlt es sich für Diabetiker, frühzeitig vor Reiseantritt mit dem behandelnden Arzt ein individuelles Therapieschema für die Flugreise zu besprechen.
Auf Reisen ist es wichtig, Mitreisende über die Anzeichen und eine adäquate Vorgehensweise bei einer schweren Hypoglykämie aufzuklären und sie um ihre Unterstützung zu bitten. Im Falle einer Ketoazidose können Diabetiker sich selbst helfen, wenn sie den Blutzuckerspiegel anhand des Notfallschemas Ketoazidose, das sie von ihrem Arzt erhalten, behandeln.
Von einer leichten Unterzuckerung oder Hypoglykämie wird gesprochen, wenn der Blutzuckerspiegel auf unter 70 mg/dl (3,9 mml/l) abfällt. Eine Unterzuckerung sollte sofort durch die Aufnahme schnell verfügbarer Kohlenhydrate (z. B. Gummibärchen, Traubenzucker) kompensiert werden. Besonders schnell hilft bei einer Hypoglykämie das Trinken von Cola ( 0,33-l-Dose = ca. 36 g Kohlenhydrate = 3 BE), der Verzehr eines Glukosegels (Tube Jubin = ca. 30 g Kohlenhydrate = 2,5 BE) oder von Traubenzucker (4 Traubenzuckertafeln = ca. 24 g Kohlenhydrate = 2 BE).
Für die Insulintherapie sollte ebenfalls der sogenannte Korrekturfaktor beachtet werden. Er beschreibt, um wie viel der aktuelle Blutzucker nach dem Verabreichen von 1 I. E. ( internationale Einheit) rasch wirksamen Analoginsulins gesenkt wird. Hier gibt es eine Faustregel: Pro I. E. sinkt der Blutzucker um 30 bis 40 mg/dl (ca. 2 mmol/l). 10 bis 12 g Kohlenhydrate wiederum heben den Blutzuckerspiegel um ca. 30 bis 40 mg/dl (ca. 2 mmol/l).
Im Falle einer schweren Unterzuckerung benötigen Diabetiker fremde Hilfe. Es ist wichtig, dass sie zuvor Mitreisende über Unterstützungsmaßnahmen bei einer schweren Hypoglykämie informiert haben und ein Notfallmedikament mit sich führen. Dieses bietet bei einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit wichtige Handlungsmöglichkeiten. Es ist zudem wichtig, dass Mitreisende von Diabetikern wissen, dass diese im Falle einer schweren Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit keine Getränke oder Lebensmittel eingeflößt bekommen dürfen. In einer solchen Situation sollte umgehend der Rettungswagen angefordert werden.
Treten bei Diabetikern Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und ein Blutzuckerwert über 240 mg/dl (13,3 mmol/l) auf, besteht die Möglichkeit einer Stoffwechselentgleisung aufgrund eines bestehenden Insulinmangels (Ketoazidose). Eine Stoffwechselentgleisung erfordert schnelles Handeln: Diabetiker sollten in solchen Fällen schnellstmöglich den Blutzuckerwert messen und ihren Urin auf Aceton testen. Bei einer Stoffwechselentgleisung sollten körperliche Anstrengungen vermieden und keine Lebensmittel gegessen werden, die den Blutzucker erhöhen können! Nun ist es dringend erforderlich, schnell wirkendes Insulin zu spritzen (entsprechend dem Notfallschema) und viel Wasser zu trinken.
Für den Fall der Fälle sollten Diabetiker vorbeugen. Die Service-Hotline des Insulinherstellers gibt Auskunft, wo Diabetiker im Ausland ihr Insulinpräparat schnell herbekommen und welche alternativen Präparate sie im Notfall einsetzen können. Bei dieser Gelegenheit sollten sich Diabetiker nach dem Handelsnamen und der Pharmazentralnummer (PZN) dieser Präparate erkundigen und diese Informationen für die Reise notieren. Außerdem sollten Diabetiker vor der Reise den Rat ihres Arztes einholen.
Ascensia Diabetes Service
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Dass Reisen unter extremen Bedingungen für Diabetiker kein Hindernis darstellen müssen, beweist der moderne Nomade Werner Beck eindrucksvoll. Nach seiner Diagnose Diabetes mellitus 1 krempelte er sein Leben um, stieg aus seinem gut bezahlten Job aus und hat seither 110 Länder in aller Welt bereist. Für ihn steht fest: „Menschen mit Diabetes können genauso reisen wie Menschen ohne Diabetes – nur mit mehr Aufwand.“ Zu den wichtigsten Gepäckstücken auf seinen Touren rund um die Welt gehören für Beck sein Blutzuckermessgerät und seine Insulinpumpe. Besonders wichtig ist für ihn die Zuverlässigkeit des Blutzuckermessgeräts, wie es das CONTOUR® NEXT LINK bietet, das bei kinderleichter Bedienung mit sieben separaten Messimpulsen innerhalb von Sekunden genaue Messwerte liefert.
Bei extremer Hitze schützt Beck sein Insulin mit einer speziellen Kühltasche. Viel gefährlicher ist jedoch große Kälte, da gefrorenes Insulin unbrauchbar wird. Dazu berichtet er: „Das war mein größtes Problem während meiner Zeit am Baikalsee, wo ich ein Jahr in einer Filzjurte, einem mongolischen Nomadenzelt, lebte. Der einzige langfristige Schutz gegen –45 °C war das Versenken des Insulins an einer Leine etwa fünf Meter unter das rund einen Meter dicke Eis des Sees. Dort schützte das Wasser das Insulin während des langen Winters vor dem Einfrieren. In ‚normalen‘ Situationen trage ich es zum Schutz vor extremer Kälte allerdings direkt am Körper.“
Werner Beck legt bei seinen Reisevorbereitungen großen Wert auf detaillierte Informationen über die Reiseregion. Er stellt sich bereits im Voraus auf die besonderen Herausforderungen für Diabetiker im Reiseland ein. Besonders bei großen körperlichen Anstrengungen und in extremen Klimazonen, wie den Subtropen oder dem Himalaya, ist die Vorbereitung entsprechend aufwendig. Er nimmt grundsätzlich immer ein Drittel mehr Verpflegung mit, als es die Dauer einer Tour eigentlich erforderlich macht. „Genauso sorgfältig recherchiere ich das Nahrungsmittelangebot und die Essgewohnheiten in der jeweiligen Region. In den meisten Ländern dieser Erde ist die BE-Beschaffung kein Problem. Doch auf einer Tour durch die Mongolei hatte ich Probleme, an BE heranzukommen, da die Nomaden sich hauptsächlich von Fleisch und anderen tierischen Produkten ernähren. Auf dieser Reise bestand ein großer Teil meines Rucksackinhalts aus Keksen.“
Interessanterweise hat Beck seinen HbA1c-Wert am besten auf Reisen durch exotische Regionen mit einem knappen Lebensmittelangebot unter Kontrolle. Nach einer zweijährigen Reise durch Afrika kam er mit einem HbA1c-Wert von 5,9 % nach Hause. Werner Beck zeigt uns, wie sich Diabetes und Reisen miteinander vereinbaren lassen – und dies unter gleichermaßen spannenden wie gesunden Bedingungen!
Im Juni 2009 hat Stephanie Haack die Diagnose Typ 1-Diabetes erhalten. Das war anfangs kein leichter Weg für sie, aber heute hat sie ihren Blutzuckerspiegel gut im Griff - und das auch auf Reisen. Für die 26-Jährige ist das Reisen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens mit Diabetes. Besonders das Unbekannte und die Herausforderung reizen sie daran. Für Stephanie stellt ihre Stoffwechselerkrankung dabei kein Hindernis dar. Ausschlaggebend für eine gelungene Reise mit Diabetes sind ihrer Meinung nach eine gute Vorbereitung, ein wenig Gelassenheit und Abenteuerlust. Auf ihrem Blog PEP ME UP teilt sie mit ihren Lesern ihre Erfahrungen zum Thema Reisen und Diabetes und möchte anderen zeigen, dass die Stoffwechselerkrankung nicht vom Reisen abhalten muss.
Um sich selbst etwaige Ängste zu nehmen, setzt Stephanie auf eine sorgfältige Vorbereitung und hat immer einen Plan B in der Tasche. Nicht jeder teilt ihre Abenteuerlust – im Gegenteil: Vielen Menschen mit Diabetes macht das Reisen Angst. Sie sorgen sich über die Kühlungsmöglichkeiten für ihr Insulin, ob der Vorrat an Medikamenten für die Dauer der Reise ausreicht, oder darum, was passiert, wenn das Insulin oder Blutzuckermessgerät abhandenkommen. Stephanie aber schöpft aus dem Reisen neue Energie und Kraft für ihren Alltag. Egal, ob beim Wandern in 5.000 Meter Höhe, auf dem Mountainbike auf Boliviens „Death Road“ – einer der gefährlichsten Straßen der Welt - oder beim Auslandssemester in Moskau. Die Bloggerin liebt das Reisen und merkt, dass die Entspannung ihr und ihrem Diabetes gut tut.
Auch wenn es scheint, als sei Stephanie Haack kein Weg zu weit und kein Berg zu hoch, weiß sie, dass jeder Mensch und auch jeder Diabetes verschieden ist und jeder für sich selbst entscheiden muss, ob es mit dem Reisen funktioniert oder nicht. Sie selbst hat unterwegs aber noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Obwohl sie beim Reisen das Abenteuer sucht und dabei ihren Diabetes unter Kontrolle hat, weiß sie, dass auch ihr eigener Körper nicht alles mitmacht. Sie selbst nimmt das gelassen und hat keinen harten Anspruch an sich selbst, wenn es unterwegs einmal nicht so gut läuft. Besonders bei größeren Herausforderungen achtet sie daher ganz genau auf sich und ihren Diabetes. So legt sie bei schweren Anstrengungen zum Beispiel regelmäßige Pausen ein, in denen sie ihren Blutzuckerspiegel kontrolliert und viele Kohlenhydrate zu sich nimmt.
Stephanies Mut und ihre Erfahrungen zeigen, wie das Reisen ihr Leben bereichert und dass der Umgang mit Diabetes auch unterwegs gut möglich ist.
Steffi Haacks Tipps für eine gute Reisevorbereitung